Leseprobe

Wieder in Mainz


Inzwischen sind wir wohlbehalten wieder im Mainzer Alltag untergetaucht. Innerhalb von ein paar Monaten hat sich unser Leben stark verändert und ich konnte mich beim Korrekturlesen nicht genug wundern, wie schnell das alles geht.


Die „rumänischen Verhältnisse“ sind auch hier allgegenwertig. Der Staat ist so pleite, dass es hier nach dem harten Winter mehr Straßenlöcher gibt, als im fernen Transsylvanien. Immer mehr Bibliotheken und Schwimmbäder werden geschlossen. Manche Städte schalten nachts jede zweite Straßenlaterne aus, weil sie die Stromrechnung nicht bezahlen können. Die Stabilitätskriterien der EU sind das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt sind und die Bakschischwirtschaft macht sich dank des schwachen Euro überall breit: alles für den eigenen Nutzen, nichts für die Allgemeinheit. Krisen wohin man schaut.


In der Politik hat sich auch einiges getan. Wegen der geringen Wahlbeteiligung in NRW wurde Rüttgers abgewählt und die allgemeine Politikverdrossenheit wird irgendwann auch die mit Steuergeldern um sich werfende Kanzlerin wegfegen. Merkels Regierung leidet unter einem dramatischen Ansehensverlust und hat sich von der schwarz-gelben Mehrheit im Bundesrat verabschiedet. Die Kanzlerin hat mit einem ungerechten Sparprogramm der eigenen Bevölkerung den Krieg erklärt. Sie will sich wohl als die erste gesamtdeutsche Staatratsvorsitzende küren lassen. Das Kartenhaus bricht unter der Lügenlast zusammen. Der deutsche Schuldenberg ist so ins Rutschen geraten und wird alles unter sich begraben. Koch und Köhler haben das gerochen und sind vorzeitig abgesprungen. Der Kerner leider nicht.


Der Balkan lässt grüßen.


Bei uns im Teich auch. Oscar, die Spinne hat die Nachbarin verspeist und unsere Fische Pischti, Joji, Ötschi und Ferry sind auch verschwunden. Ob sie von einem Reiher oder von einem anderen Räuber verspeist wurden, werden wir wohl nie erfahren. Deshalb haben wir sie durch Blindi-Behindi (hat nur ein Auge), Zorro (schwarze Maske) und das Phantom (weiße Maske) ersetzt. Ferdi oder einer seiner zahlreichen Nachfahren quakt auch noch vor sich hin und wird von sämtlichen Katzen der Nachbarschaft gejagt. Zum Glück auch wieder von Chiara. Die wurde kurz nach unserer Ankunft von einem Auto überfahren. Dank eines guten Arztes und genügend Bakschisch empfängt sie mich wieder jede Nacht mit einem freundlichen Miau, wenn ich müde von der Arbeit komme. Mein Arbeitsplatz hat sich auch geändert. Ich bin jetzt ein „Löwe“. Nach 20 Jahren im Quartier fühlte ich mich einfach zu alt für die Studentenkneipe und habe die Generationenfront gewechselt. Im Löwen stelle ich die Eingeborenen vor große Probleme und werde täglich nach meiner Herkunft gefragt. Dabei bin ich stolz auf mein rollendes R. Inzwischen habe ich gelernt in einem garantiert echten Gunsenumer Akzent zu fluchen.


Der Balkan lässt grüßen.


Die Schwiegermutter ist auch wieder gesund und rast im Rollstuhl durch die Gänge ihres schicken Pflegeheims. Immerhin hat sie einen fahrbaren Untersatz. Wir nicht! Globi hat den Geist aufgegeben. Warum das Getriebe kaputt gegangen ist? Wer weiß es so genau! Ich glaube, unser Trip in den wilden Osten war zu viel für dieses Wunderwerk amerikanischer Technik. „We Can Not!“


Wer jetzt dachte, ich sei am Ende dieses Buches angekommen, der irrt sich. Es geht weiter. Ein paar Geschichten habe ich noch, auch wenn sie nichts mit der Reise zu tun haben. Also viel Spaß damit und besucht mich im Löwen, dann erzähle ich euch vielleicht noch die eine oder andere Geschichte.


Wolfi lässt grüßen.